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Überleben trotz Strahlungsbelastung

Tschernobyl-Würmer: Leben in der radioaktiven Todeszone

  • Veröffentlicht: 07.03.2024
  • 17:38 Uhr
  • Stefan Kendzia

Vor fast 40 Jahren ereignete sich in Tschernobyl ein folgenschwerer Super-GAU, als sich in einem Atomkraftwerk der schwerste Unfall  der Geschichte ereignete. Die gesamte Gegend rund um den Reaktor wurde radioaktiv verseucht. Trotz chronischer Strahlenbelastung gibt es Tiere vor Ort. Spezielle Würmer sind für Wissenschaftler:innen dabei von besonderem Interesse.

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Trotz radioaktiver Verseuchung existiert und entsteht rund um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl Leben. Besonders interessant sind dabei mikroskopisch kleine Würmer, deren Genetik bis heute nicht negativ beeinflusst worden sein soll.

Die Todeszone ist fast so groß wie Luxemburg

Fast unglaublich, dass in der Todeszone rund um Tschernobyl überhaupt noch Leben existiert. Man liest von Wölfen, Elchen, Füchsen oder Adlern, die sich rasant im verstrahlten Gebiet vermehren sollen, wie "Geo" berichtet. Kein Mensch, keine Autos, keine Fabriken stören die scheinbar heile Natur. Nur Menschen sucht man vergebens im Sperrgebiet, das fast so groß wie Luxemburg ist.

Eine im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlichte Studie zeigte, dass trotz der permanenten Strahlungsbelastung in diesem Gebiet zumindest die Genome mikroskopisch kleiner Würmer bis heute nicht negativ beeinflusst wurden. Dazu hat ein Team um die Biologin Sophia Tintori von der New York University (NYU) in der Sperrzone Fadenwürmer gesammelt. "Diese Würmer leben überall und vermehren sich schnell, sodass sie Dutzende von Generationen der Evolution durchlaufen, während ein typisches Wirbeltier noch dabei ist, seine Schuhe zu binden", erläutert NYU-Professor Matthew Rockman die Auswahl.

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Womöglich können diese Würmer extremen Bedingungen standhalten

"Obwohl die Linien der Würmer sich in ihrer Toleranz gegenüber DNA-Schäden unterschieden, entsprachen diese Unterschiede nicht den Strahlenlevels an jedem Sammlungsort. Die Ergebnisse legen nahe, dass Würmer aus Tschernobyl nicht unbedingt resistenter gegen Strahlen sind, die radioaktive Landschaft sie aber auch nicht dazu gezwungen hat, sich anders zu entwickeln." Biologin Tintori erläutert dieses Phänomen: "Das bedeutet zwar nicht, dass Tschernobyl sicher ist […] aber es deutet darauf hin, dass Nematoden sehr widerstandsfähige Tiere sind und extremen Bedingungen standhalten können."

Warum ist das so interessant? Ganz einfach: Krebsforscher können von verschiedenen Individuen einer Spezies lernen, wie sie auf DNA-Schäden reagieren. Dies hilft zu verstehen, warum einige Menschen mit einer genetischen Veranlagung für Krebs die Krankheit entwickeln, andere hingegen nicht. "Studien darüber, wie Individuen unterschiedlich auf Umweltfaktoren reagieren, die DNA schädigen können, wird uns helfen, eine klare Vorstellung von unseren eigenen Risikofaktoren zu haben", so Tintori.

  • Verwendete Quellen:
  • PNAS: "Environmental radiation exposure at Chornobyl has not systematically affected the genomes or chemical mutagen tolerance phenotypes of local worms"
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